„Wenn man etwas wirklich will, muss man dafür einstehen. Wenn man halbe Sachen macht, wird man ein halber Mensch.“ Davon ist Tess, 15, überzeugt. Viel mehr verbindet sie mit Imra, ebenfalls 15 und Kopftuchträgerin, auf den ersten Blick nicht. Einfach alles scheint die beiden zu trennen, das Auftreten, die Lebensweise, die Prinzipien. „Ist es denn so schlimm, an etwas zu glauben? Die Welt glaubt an gar nichts mehr, und was hat uns das gebracht ?“, fragt die junge Türkin ihre deutsche Klassenkameradin. Tess aber entgegnet: „Ich glaub an gar nichts und das macht mich frei.“ Trotzdem finden die beiden unterschiedlichen Mädchen zu einander, über ihre Träume und Wünsche, aber auch über ihre individuellen, teils schockierenden Erfahrungen – ob das Mobbing an der Schule wegen des Tragens eines Kopftuchs oder eine Vergewaltigung - entwickelt sich eine ungewöhnliche, starke Freundschaft.
Mit diesem berührenden und teilweise verstörenden Klassenzimmerstück begeisterten die Schauspielerinnen des Theaters Eisleben die Schülerinnen und Schüler der 8G1 am Donnerstag, den 26.1., im Rahmen des Deutschunterrichts. In einem anschließenden Gespräch mit der Theaterpädagogin konnten die Lernenden ihre Eindrücke vom Stück schildern, aber auch Themen der Aufführung, wie Rassismus, Gewalt und das Bewältigen von Problemen im Jugendalter wurden besprochen und kritisch reflektiert. Alles in allem eine gelungene Deutschstunde, wie die Eindrücke der Klasse zeigen:
„Ich fand das Theater oder die Vorführung gut. Ich finde es gut, dass gezeigt wurde, dass selbst die unterschiedlichsten Menschen irgendwo Gemeinsamkeiten haben. Als Tess gesagt hat, dass sie ihre Jungfräulichkeit noch früher als mit 13 verloren hatte, habe ich sie, um ehrlich zu sein, verurteilt. Daher finde ich es auch gut, wie es geendet ist, dieser Vorfall (die Vergewaltigung) ist nämlich vielleicht der Auslöser für ihr Verhalten. Als Imra erzählt hat, dass sie die Schule wegen Mobbing wechseln musste, fand ich es gut, weil sie sich für den Islam und nicht die Gesellschaft entschieden hat.“ Naemi
„Ich fand das heutige Stück sehr interessant und sehr spannend. Die Schauspielerinnen haben sehr gut gespielt und das Stück war sehr unterhaltsam. Diese Situation kommt oft in der heutigen Jugend vor, deshalb sollte man auch darüber reden, meiner Meinung nach.“ Alena
„Ich fand das Stück gut, da man auch die Realität vor das Auge bekommt, wie es ist. Die Schauspielerinnen haben ihre Rollen sehr ernst genommen, das ich sehr bewundere. Dieses Schauspiel hat gezeigt, dass man nicht immer nur Vorurteile haben sollte. Wenn man Probleme hat, sollte man mit jemandem darüber sprechen, weil man denkt, dass man alles selber auf die Reihe bekommt, obwohl das nicht der Fall ist. Meiner Meinung ist das Theaterstück gut und auch interessant, weil du nie alleine bist, obwohl man das Gefühl hat, es zu sein.“ Denis
„Ich fanden das Projekt gut, weil es die ganze Zeit spannend war. Man wollte am besten nichts verpassen. Dazu fand ich gut, dass es um ein Thema ging, das auch wirklich existiert. Daher wirkte es realistisch und es hätte wirklich passieren können, das hat es noch spannender gemacht. Weiterhin fand ich gut, dass immer einmal eine unerwartete Wendung dabei war, so dass man nie wissen konnte, was passiert.“ Mila
„Zunächst fand ich unsere heutige Stunde toll. Wir haben neue Sachen über Theaterstücke gelernt, die wir vorher nicht wussten . Weiterhin wurden uns Themen wie Unterdrückung und Vernachlässigung von Eltern bewusst gemacht.“ Sema
„Also, ich fand das sehr gut, da es um ein Thema ging, das sehr interessant ist und in unserer Generation passiert, deswegen konnte ich das nachvollziehen. Was ich extrem gut fand, sind diese Schreie zwischen durch, das hat es für mich realistischer gemacht.“ Mona
„Ich fand das Stück sehr Interessant, weil man zwei Seiten gelernt hat, die Ähnlichkeiten hatten, also die eine war anständig, hatte noch nicht ihr erstes Mal und trug einen Hijab, anderseits war die andere nicht anständig, weil sie schon früh mit erlebt hat, wie sie vergewaltigt wurde.“ Altin