Laute Musik dröhnt aus den Boxen. Auf dem Boden liegen Christiane und ihr Freund und man sieht, wie ihnen Schaum aus dem Mund läuft. Immer wieder zucken sie und der Anblick sieht schmerzhaft aus. Zum Glück ist das nur ein Theaterstück, denkt man sich, aber diese Szene war einst Realität. „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ erzählt die Geschichte von Christiane F., wie ihre familiären Probleme und das falsche Umfeld sie in die Drogenszene lockten und sie darin den Ausweg aus ihrem Alltag fand.

Sieben Wochen zuvor sitzen wir, der Deutschkurs der KGS Wilhelm von Humboldt, in unserem Klassenzimmer und sind Patenklasse für das Theaterstück „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“. Zu Beginn liest uns Frau Krake vom Neuen Theater Halle aus dem gleichnamigen, 1978 veröffentlichten, biografischen Buch vor. Alle Schüler sitzen gespannt an ihren Tischen und hören aufmerksam der Geschichte zu. Nach dem interessanten Einstieg in dieses Thema entwickeln sich einige Fragen zum Thema ‚Drogen‘ in unseren Köpfen. Sofort kommt ein Gespräch mit Frau Krake zustande und wir tauschen uns über Drogen in der früheren Zeit, aber auch in der heutigen aus. Jetzt haben wir einen ersten Eindruck, was die nächsten Stunden auf uns zukommen wird.

„Je cooler sie drauf sind, desto mehr haben sie gedrückt.“, hört man einen jungen Mann aus dem Fernseher sprechen. Wir sitzen wieder an unseren Tischen, wie vor zwei Wochen und sehen dieses Mal die filmische Umsetzung von Christianes Geschichte. Uns fällt auf, dass in dem Film, sowie später auch im Theaterstück, viele Sachen aus dem Buch übernommen wurden und es somit so nah wie möglich an der originalen Geschichte bleibt. Außerdem erkennen wir nun die Gefühle der Personen viel stärker, da wir sie sehen können.

In den nächsten Stunden unterhalten wir uns weiterhin intensiv über Drogen. „Sind Drogen wie diese überhaupt noch ein Thema?“, fragt uns Frau Krake. Von unserer Seite kommt eine eindeutige Antwort: Ja. Wir wurden darauf aufmerksam, dass man viele Drogen oftmals unterschätzt und, vor allem wenn man sich nicht so viel mit dem Thema befasst, viele neue Dinge dazulernt. Als Nächstes hat uns Frau Krake auf eine Reise zur nicht allzu entfernten Silberhöhe mitgenommen. Sie zeigt uns eine Doku, in der unterschiedlichste Menschen über ihr Leben befragt werden. Einige davon sind immer noch abhängig von Drogen, andere sind clean und haben trotzdem einen steinigen Weg vor sich. „Insgesamt zwölf. Aber dieses Mal 3 Monate.“, antwortet einer der Befragten auf die Frage, wie lange er im Gefängnis war. Einige von uns sind erschrocken, andere berührt, dass die Drogenszene gar nicht so weit entfernt ist, wie man vermutet.

Durch die unterschiedlichen Eindrücke haben wir eine gute Grundlage, um uns nun eine Probe des Stückes anzusehen. Alle nehmen langsam Platz und sind schon aufgeregt, das Stück endlich live zu sehen. Immer wieder wird ein wenig über mögliche Umsetzungen getuschelt. Dann passiert es – die Lichter gehen aus und die Probe beginnt. Wir wollen nicht zu viel verraten, aber das Stück ist von guter Musik, teils lustigen, aber auch sehr emotionalen Szenen geprägt und ist somit der jüngeren als auch der älteren Generation zu empfehlen. Als die Lichter wieder angehen, müssen wir alle erst einmal das Gesehene verarbeiten. Alle sind sprachlos, was man auch noch im Nachgespräch deutlich zu spüren bekommt.

Ein paar Wochen später sitzen wir zum letzten Mal mit Frau Krake in unserem Klassenzimmer. Einige von uns sind immer noch nicht aus dem Staunen herausgekommen und machen dies mit etlichen Komplimenten zum Stück deutlich. „Danke für die schöne Zusammenarbeit. Es hat wirklich viel Spaß gemacht!“, sagt die Klassensprecherin der 11G1 zu Frau Krake.

Da uns das Stück in der Probe so gut gefallen hat, sind wir wenige Zeit nach der Auswertung noch einmal im Theater. Nun sehen wir uns das Stück in einer öffentlichen Aufführung an und sind wie beim ersten Mal begeistert von der Inszenierung!

Pia Laurene Keller im Namen des Deutschkurses der KGS Wilhelm von Humboldt

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