Am 1. September 1939 griff das nationalsozialistische Deutschland Polen an und damit begann der Zweite Weltkrieg. Daher wird dieser Tag seit den 50er Jahren sowohl in der DDR als auch in der BRD als Weltfriedenstag oder Antikriegstag begangen.
Am 1. September 2022 war die 10G3 bei einer Veranstaltung der Stadt Halle und der Gedenkstätte Roter Ochse, um Eli Barzilais Geschichte zu hören:
Eli Barzilai, mittlerweile 81 Jahre alt und aus Israel angereist, ist der Sohn von Peter Hollaender. Peter Hollaender ist am 3. August 1919 in Naumburg geboren, sein Vater, Dr. Jur. Otto Hollaender, war Rechtsanwalt und Notar. Er war Jude, aber als er seine Frau Hildegard kennenlernte, konvertierte er zum Christentum. Sie waren also beide evangelische Christen. Nach dem Machtantritt der Nazis floh der Vater frühzeitig nach Paris, da er bei den Sozialdemokraten aktiv war. Peter Hollaender lebte jedoch bis 1938 bei seiner Großmutter in Naumburg, um sein Abitur zu machen, musste aber später nach Frankreich flüchten, wo er Brigitte Marum, die Tochter des SPD-Reichstagsabgeordneten Ludwig Marum, kennenlernte. Die Beiden wurden somit ein Paar. Im Jahr 1940 wurden Brigitte und Peter Hollaenders Schwester Gerda verhaftet und im Vélodrome d`hiver interniert. Im selben Jahr wurden die Beiden wieder freigelassen. Zunächst lebten sie in Toulouse unter schlechten Lebensbedingungen. Im September des selben Jahres wurde auch Peter Hollaender interniert. Brigitte Marum trennte sich aus unbekannten Gründen von ihm. Ende März ging Peter Hollaender zurück nach Deutschland. Von Brigittes Schwangerschaft wusste er nichts. Warum ging Peter zurück? Das ist eine ungeklärte Frage: Vielleicht hatte er Heimweh nach Deutschland und fühlte sich als deutscher Christ sicher, vielleicht konnte er sich in Frankreich keine Existenz aufbauen und litt unter der Armut, vielleicht wollte er auch „im Auftrag der kommunistischen Partei im Untergrund arbeiten“, so eine Zeugenaussage. Mit letzter Sicherheit wird man es nie herausfinden. Peter Hollaender wurde direkt nach dem Grenzübertritt am 10. April 1941 verhaftet, sein Fall wurde untersucht und es wurde festgestellt, dass gegen ihn kein Haftgrund vorlag. Jedoch wurde er nicht freigelassen, sondern aus rassistischen Gründen als „Halbjude“ von der Gestapo ins KZ Sachsenhausen überstellt. Dort wurde Hollaender am 3. April 1942 ermordet. Die zynische Benachrichtigung an die Familie gab Kreislaufschwäche als Todesursache an. Die Leiche von Hollaender durfte aus „hygienischen Gründen“, so der Polizeimeister, nicht besichtigt werden. Brigitte Marum ging es ebenfalls in Frankreich nicht gut. Da sie schwanger war, durfte sie nicht mit ihrer Familie in die USA emigrieren. Sie gebar Pierre Marum am 31. Juli 1941. Ihre Lebensumstände waren so erbärmlich, dass sie ihr Neugeborenes in ein Waisenhaus brachte und zur Adoption freigab. Das rettete Pierre das Leben. Brigitte Marum wurde verhaftet und kam ins KZ Sobibor, wo sie am 30. März 1943 vergast wurde.
Eli Barzilai, geboren als Pierre Marum, hat so seine leiblichen Eltern nie kennen gelernt. Er wurde adoptiert und wuchs in einem Kibbuz in Israel auf. „Er wusste, bis er 15 war, nicht, dass er adoptiert wurde.“ Als er herausfand, dass er adoptiert wurde, wollte er unbedingt wissen, wo seine biologischen Familienmitglieder sind, und hat sich auf die Suche gemacht. Er lernte seine biologischen Geschwister, Cousins und Cousinen, die auf der ganzen Welt verstreut leben, kennen.
Eli Barzilai lebt heute glücklich mit seiner Ehefrau, einer Englisch - Professorin, in Israel. Sie haben zwei sehr erfolgreiche Töchter und zahlreiche Enkel. Die Familiengeschichte ist tragisch, aber Eli Barzilai empfindet sich heute als einen glücklichen Menschen, der ein erfülltes Leben hat. Es war sehr interessant zu sehen, dass es noch Menschen gibt, die in dieser Zeit lebten und heute ihre Geschichte mit der Welt teilen.
Lasya Lena Majed (10 G3)
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https://www.naumburg-geschichte.de/geschichte/juden.htm#ausdemlebenvonpeter https://www.geni.com/people/Peter-Hollaender/6000000035117382901